Michael Ball ist Multimillionär, "Fashion Mogul", großes Tier bei Rock & Republic, der Modemarke, bei der auch Victoria Beckham schon eine Modelinie hatte, und er findet Radfahren superduper. Darum hat er ein eigenes Pro-Team namens "Rock Racing". Mit diesem will er dieses Jahr so richtig auf die Kacke hauen. Damit dies niemanden entgeht, gibt es auf der Website des Teams auch eine entsprechende Selbstdarstellung, die mit den wahnsinnigen Qualitäten des Teams aufwartet: "When the Rock Racing Team shows up for a race they arrive with the same flare and edge that is synonymous with the team's major sponsor Rock & Republic", lautet gleich der erste Satz. Bei der gerade beendeten Tour of California konnte der geneigte Radfan auch gleich feststellen, was dies im einzelnen bedeutet: Augenkrebs erzeugende Trikotdesigns (angeblich für jedes Rennen ein eigenes, inkl. "both style and sex appeal"), eine riesige Limousine, Cadillac Escalade SVUs als Team-Fahrzeuge und Modells als ständige Begleitung.
Mehr Wirbel war dann nur noch mit der Verpflichtung kontroverser Fahrer zu erreichen. Hier ist es anscheinend das Ziel, noch unangenehmer aufzufallen, als Tinkoff in der letzten Saison. Bei der kalifornischen Rundfahrt wurden gleich drei der acht gemeldeten Fahrer wegen ihrer Doping-Vergangenheit und noch laufender Verfahren nicht zugelassen: Santiago Botero, Oscar Sevilla und Tyler Hamilton. Alle drei sind in den Fuentes-Skandal verwickelt, Hamiltons Doping-Tagebuch erlangte traurige Berühmtheit.
Michael Ball wollte auf den Ausschluss dieser Fahrer eigentlich mit einem Sitzstreik seitens seiner Modells antworten. Diese Idee wurde ihm aber von dem Fahrer ausgeredet, dessen Verplichtung am meisten Aufsehen erregte: Mario Cipollini. Der selbsternannte "Lion King", der im März 41 Jahre wird, war eigentlich schon vor einigen Jahren in den Ruhestand getreten. Nun ist er im Dienst dieser illustren Truppe, bei der zunächst als Fahrer, später mehr und mehr als Trainer und Sportlicher Leiter agieren soll. Cipollini, erfolgreichster Sprinter der 90er Jahre und Erfinder des sogenannten Sprint-Zugs, vielfacher Etappensieger bei allen großen Rundfahrten und Weltmeister 2002, wurde auch durch eher außersportliche Aktivitäten berühmt. Die Menge seiner Schuhe und Klamotten ist ebenso legendär wie die ausgefallenen Trikots, die er zu verschiedenen Anlässen trug. Cipollini wurde wegen Steuerhinterziehung und illegalem Waffenbesitz verurteilt, setzte einen Schläger auf einen Konkurrenten an hatte angebliche unzählige Affairen. Seine Familie verließ er für eine Modell.
Bei Rock Racing darf er sich auch einiges erlauben, sein Rad besteht aus einem Alu-Maßrahmen eines unbekannten Herstellers, ausgestattet mit Shimano Dura Ace und Lightweight-Laufrädern. Radsponsor des Team ist eigentlich De Rosa, Gruppensponsor eigentlich Campagnolo und die Laufräder stammen eigentlich von Cole. Allerdings scheint man es bei Rock Racing damit eh nicht sehr genau zu nehmen. Beim Prolog der Tour of California trat Cipo natürlich mit einem Maßrahmen an, weiterhin waren umgelabelte Scott und Look-Räder im Einsatz. Das aktuelle De Rosa Zeitfahr-Modell war nicht im Einsatz, immerhin nutzte ein Fahrer eine De Rosa-Alu-Straßenrad, das mit Aerolenker ausgestattet war.
Die vom Rennen ausgeschlossenen Fahrer hingen trotzdem ständig im Start- oder Zielbereich herum. Hier trugen sie speziell gefertige Trikots, auf denen, als Hinweis auf den bösen, bösen Ausschluss, Stacheldraht zu sehen war.
Wie gesagt: Schon jetzt das Team des Jahres - ich freue mich auf eine Menge Spaß mit Rock Racing.
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